Im Laufe der Geschichte haben die erfahrenen Uhrmacher der Schweiz die Branche dominiert. Die Tradition und das Handwerk der Uhrmacherei in der Schweiz reichen Jahrhunderte zurück und haben eine Vielzahl von Branchenverschiebungen und Umwälzungen überstanden. Die Geschichte hinter dieser Branche ist ziemlich faszinierend. Wie Sie während dieses kurzen Tauchgangs in die Vergangenheit dieser schönen Kunstform sehen werden, mussten viele verschiedene Umstände eintreten, um das Wachstum dieser Branche zu ermöglichen, die heute als eine der Säulen der Schweizer Kultur angesehen wird.
Mittelalter
Im Mittelalter nutzten Mönche und Nonnen Glocken, Sanduhren und Stundenkerzen, um ihren Tagesablauf zu gliedern. Sonnenuhren, nach Vorbildern, die die Chinesen erstmals 2500 Jahre vor Christus benutzten, wurden auf die Aussenwände der Klöster gemalt und zeigten die Tageszeit durch den Schattenwurf der Sonne an.
15. Jahrhundert
Im 15. Jahrhundert tauchten in ganz Europa öffentliche Uhren mit mechanischen Uhrwerken auf, zunächst in den Städten, wo sie oft auch repräsentativen Zwecken dienten. Die Menschen orientierten sich immer mehr an dieser mechanischen Zeit, die sich nicht wie die Kirche dem Wechsel der Jahreszeiten anpasste, sondern unverändert blieb. Auch die Verwendung von Kalendern und die Verbreitung von Standuhren in den Haushalten ab 1400, belegt durch Inventare, belegen, dass sich das Zeitempfinden im 15 die Kirchen als ihren verlängerten Arm. Dies ebnete den Weg für Uhren, ein Luxusartikel für Neulinge und normale Bürger gleichermaßen zu werden.
Zytgloggeturm, Bern, erbaut um 1220 n. Chr., ausgestattet mit Uhrwerk um 1530 n. Chr
Gegen Ende der Frühen Neuzeit
Mit dem Aufkommen tragbarer Zeitmesser ab 1650 und der stetig wachsenden Nachfrage durch aufstrebende Städte und das Bürgertum siedelten sich die ersten Uhrmacher in allen Teilen der heutigen Schweiz an, von Basel bis ins Tessin, von Genf bis Graubünden. Zwischen Winterthur und Zürich waren die Mechaniker für den Unterhalt der bereits bestehenden Turmuhrwerke zuständig. In Bern gehörten die Uhrmacher der Gesellschaft zu Schmieden an. Im 18. Jahrhundert zogen die Uhrmacher von Luzern, Zug, St. Gallen, Chur und Schaffhausen aufs Land, wo sie Pendeluhren aus Holz oder Eisen bauten, deren Stil je nach Region variierte. Die Uhrmacher in Genf und im Jurabogen hingegen spezialisierten sich ganz auf die Herstellung tragbarer Kleinuhren, ein grosser Meilenstein auf dem Weg zu den heutigen Armbanduhren.
Aufstieg der Wiege der Schweizer Uhrmacherkunst in Genf
Die Tradition der Haute Horlogerie begann erst mit der Ankunft der Hugenotten in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Auf der Flucht vor religiöser Verfolgung in ihrer Heimat Frankreich flüchteten viele, unter ihnen Uhrmachermeister, in das nahe gelegene Genf, die Stadt Calvins.
Bartholomäusnacht, in der Nacht vom 23. auf den 24. August 1572, Ermordung Tausender Hugenotten in Paris, die eine Welle religiöser Verfolgung gegen die protestantische Minderheit in Frankreich auslöste.
Genf war damals eine wahre Boomtown. Einer der Hauptantriebskräfte für den wirtschaftlichen Wohlstand der Stadt waren die renommierten Goldschmiede und Emailleure der Stadt. Dies kombinierte sich fruchtbar mit den Fähigkeiten der Hugenotten, was dazu führte, dass Genf zum Zentrum der Zeitmessung wurde.
Ab 1660 begannen sich Gehäusemacher und Graveure zu spezialisieren. Die Trennung in zwei getrennte Berufe wurde 1698 mit der Gründung einer eigenen Meisterklasse abgeschlossen. Die strikte Trennung ermöglichte eine weitere Spezialisierung und erhöhte den Qualitätsvorsprung der Schweizer Manufakturen gegenüber der ausländischen Konkurrenz. Obwohl Frauen bis 1785 der Zugang zu diesen Handwerken verwehrt war, waren sie als Kettenmacherinnen an der Herstellung von Komplementärwaren beteiligt und traten 1690 der seit 1601 bestehenden Uhrmacherzunft bei.
Hugenotten im Genf des späten 16. Jahrhunderts in einer Uhrenmanufaktur
17. Jahrhundert:
Ab Ende des 17. Jahrhunderts beschränkten sich die Genfer Uhrmacher auf die Veredelung der Uhren und verlagerten die Fertigung der Rohwerke in die benachbarten Juratäler oder ins Pays de Gex und Faucigny, was eine noch stärkere Spezialisierung ermöglichte. Die sogenannten Cabinotiers, wie die in kleinen Räumen arbeitenden Genfer Uhrmacher genannt wurden, wurden zusammen mit den anderen Handwerkern und Arbeitern der Uhren- und Schmuckindustrie (Bijouterie) in der sogenannten Fabrique zusammengefasst. Ihrer harten Arbeit und den guten Handelsbeziehungen war es zu verdanken, dass die Genfer Uhrmacherei zwischen 1770 und 1786 florierte. Genfer Uhren wurden bis in den Orient geliefert und gelangten auch in die blühenden amerikanischen Kolonien. Als Frankreich 1798 Genf annektierte, wurden die Meisterschaften abgeschafft. Die französische Politik, die die Uhrenindustrie mit den Fähigkeiten der Hugenotten beschenkte, drohte nun die Industrie zu zerstören, als sie in eine Krise stürzte und die Arbeitslosigkeit dramatisch stieg.
18. Jahrhundert:
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts ließen sich Genfer Uhrmacher in der Waadt nieder und brachten ihr Können in die Region. Die Meisterschaften von Rolle, Nyon, Coppet und Moudon wurden jedoch bereits 1776 und die von Vevey 1802 abgeschafft. Es blieben nur die Uhrmacher im Vallée de Joux, die sich auf komplizierte Mechanismen und die Herstellung von Uhrenjuwelen spezialisierten.
In den Montagnes neuchâteloises breitete sich die Uhrmacherkunst ab dem 17. Jahrhundert aus und holte allmählich die von Genf ein, das wiederum starker englischer Konkurrenz ausgesetzt war. In Neuchâtel gab es keine Zünfte und die Produktionsfreiheit durch die Abschaffung dieses faktischen Monopols führte dazu, dass sich der Handel durchsetzte, was viele Genfer Uhrmacher dazu veranlasste, ihre Produktion dorthin zu verlagern.
Die Neuenburger Arbeiter verfügten über Kenntnisse in der Metallverarbeitung (Schlosser, Büchsenmacher, Werkzeugmacher und Nagelmacher). Die ersten Uhrmacher konzentrierten sich auf den Bau mittlerer bis großer Zeitmesser, wechselten dann aber zur Herstellung von Taschenuhren und Uhrmacherwerkzeugen. Die Neuenburger Pendel fanden ab dem 18. Jahrhundert auf den Jahrmärkten guten Absatz und standen der Pariser Konkurrenz zwischen 1750 und 1810 in nichts nach. Die Uhrmacher beschäftigten oft alle Familienmitglieder, gaben ihr Wissen an Lehrlinge weiter, schlossen sich zusammen andere Berufstätige und gingen gezielte Ehen ein.
Das Uhrmacherhandwerk breitete sich dank wachsender Märkte von den Montagnes neuchâteloises bis ins Vallon de Saint-Imier und in die westlichen Freiberge aus. Aber die französische Regierung drohte nach der Annexion des Fürstbistums Basel an Frankreich erneut mit der Zerstörung der Industrie, als der Handel zwischen den Arbeitern aus den Juradörfern im Departement Mont-Terrible und den Neuenburger Uhrmachern zum Erliegen kam. Glücklicherweise erholte sich die Uhrmacherei nach 1815 und breitete sich zwischen Tavannes und der Ajoie (Industriesektor) aus.
Der Kanton Bern wird zum neuen Epizentrum der Uhrenindustrie
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Uhrenindustrie vor allem in den Kantonen Bern (Vallon de Saint-Imier, Freiberge, Ajoie, Stadt Biel) und Solothurn (Region um Grenchen). Um 1890 stammte rund die Hälfte aller für den Export bestimmten Uhren und Uhrwerke aus Berner Uhrmacherwerkstätten (Exportindustrie).
Bern wurde zur neuen Hochburg einer sich rasant modernisierenden Uhrenindustrie. Die fortschreitende Technisierung Ende des 19. Jahrhunderts führte zu einer weiteren Ausbreitung in Gebiete ausserhalb des Jurabogens, wie etwa in Basel-Landschaft und Schaffhausen. Im 20. Jahrhundert konzentrierte sich die Uhrenindustrie auf den Jurabogen, wo sie rund 90 % der Beschäftigten der Branche beschäftigte.
Änderung der Produktionsrahmen
Wie die Uhr selbst war auch die Schweizer Uhrenindustrie ein komplexes Gebilde, insbesondere durch die fortschreitende Arbeitsteilung, die zu einer Ausdifferenzierung der Berufe und einem kontinuierlichen Zuwachs an Fähigkeiten und Erfahrungen führte. Eine Genfer Berufsstatistik von 1788 listet mehr als 30 verschiedene Berufe auf, die in der Fabrik vereint sind, während eine Fabrikzählung von 1867 in La Chaux-de-Fonds 54 Uhrmacherberufe auszeichnet.
Die ersten Uhrmacher stellten die Uhrenkomponenten (Werk und Gehäuse) selbst her und fügten sie zum fertigen Produkt zusammen. Ab dem 17. Jahrhundert wurde der Herstellungsprozess in einzelne Arbeitsschritte zerlegt, die jeweils von anderen Spezialisten zu Hause durchgeführt wurden, wodurch die Qualität immer weiter verbessert wurde.
Weiterentwicklungen und Verbesserungen spielten schon früh eine wichtige Rolle. Die Idee der Austauschbarkeit von Einzelteilen war in der Jura-Uhrmacherei ab den 1770er-Jahren bekannt, noch bevor sie in der amerikanischen Industrie Anwendung fand, die in direkter Konkurrenz zur Schweizer Uhrenindustrie stand.
Erst Ende des 19. Jahrhunderts führte die Transformation des Produktionsprozesses in der Uhrenindustrie zu Veränderungen in den regionalen Wirtschafts- und Gesellschaftsstrukturen. Die Standardisierung, die maschinelle Fertigung von Einzelteilen und die Massenproduktion von Billiguhren in den Vereinigten Staaten von Amerika ab Mitte des Jahrhunderts zwangen die Schweizer Uhrenindustrie, von der Handarbeit auf die industrielle Fertigung umzusteigen. Der technische Fortschritt sowie die Skalierung verschafften den Vereinigten Staaten einen Wettbewerbsvorteil, der fast zum Zusammenbruch der Schweizer Uhrenindustrie führte. Die Schweizer Uhrenexporte sanken von 18,3 Millionen Franken im Jahr 1872 auf 3,5–4 Millionen Franken in den Jahren 1877–1878.
Die technischen und organisatorischen Voraussetzungen für die Massenproduktion von Uhren entstanden schliesslich im Berner Jura und am Fusse des Juras, wo grosse Manufakturen neue Zentren der Uhrmacherei bildeten. Sie beschäftigten Hunderte von ungelernten und ungebildeten Arbeitern, von denen die meisten aus der Landbevölkerung stammten. Von den 97 Uhrenfabriken, die 1883 unter den Fabrikbegriff fielen, befanden sich 46 im Kanton Bern und elf im Kanton Solothurn.
Höhen und Tiefen:
Die Umstellung auf die mechanisierte Massenproduktion hatte große Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Zur Verteidigung ihrer Rechte streikten die Arbeiter zwischen 1884 und 1914 193 Mal. 1912 organisierten sie sich als Gewerkschaft im Dachverband der Uhrmacher, dem damals 17.000 Menschen angehörten, also etwa ein Drittel der Arbeiter, die damals in der Uhrenindustrie beschäftigt waren.
Die Schweizer Uhrenindustrie reagierte flexibel auf die amerikanische Konkurrenz und verfolgte eine Doppelstrategie. Einerseits setzte man weiterhin auf die Uhrmacherkunst im Bereich der Luxusuhren mit speziellen oder manuellen Veredelungen, sogenannten Komplikationen und Präzisionsteilen in den traditionellen Zentren der Uhrmacherkunst, andererseits auf die industrielle Serienfertigung von Uhren in das mittlere Preissegment sowie das Niedrigpreissegment in Werkskomplexen. Die Krise von 1921-1923, der weltweite Wirtschaftsabschwung der 1930er Jahre (Große Depression) und der aufkommende Protektionismus stellten diese Flexibilität auf die Probe und beschleunigten die Kartellbildung, die sich mit der Gründung der ersten Holdings wie den Ebauches oder der abzeichnete Société suisse pour l'industrie horlogère Ende der 1920er Jahre.
Nachdem sich die Uhrenindustrie erholt hatte, ging es ihr fast 50 Jahre lang gut und sie konnte ihre Umsätze jedes Jahr steigern und weiter ausbauen, bis Anfang der 1970er-Jahre die sogenannte „Quarzkrise“ zuschlug. Das brach der Uhrenindustrie fast das Rückgrat und es bedurfte zweier junger Unternehmer, die die Schweizer Uhrenindustrie im Alleingang retteten.
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